Vorlesetag

Die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe des Gymnasiums Freyungs staunten nicht schlecht, als sie am vergangenen Freitag in der Aula nicht die gewohnten Sitzgelegenheiten vorfanden, sondern liebevoll gestaltete Bücherkisten, die Szenen aus verschiedenen Büchern kreativ, zum Beispiel mit Playmobil-Figuren oder Lego, umsetzten. Dieses Projekt der Klasse 6b leitete den Auftakt des Bundesweiten Vorlesetages am Gymnasium Freyung ein, der dieses Jahr unter dem Motto "Vorlesen verbindet" stand. Schulleiter Christian Zitzl eröffnete die Veranstaltung mit einer persönlichen Note, indem er den Schülerinnen und Schülern ein Buch aus seiner eigenen Kindheit präsentierte - "Die Raupe Nimmersatt". Dieser gemeinsame Start leitete ein in einen Tag voller literarischer Entdeckungen und inspirierender Momente, der von den beiden Lehrkräften Ulrike Philipp-Rauscher und Miriam Haidl organisiert wurde.

Die Unterstufe erlebte eine Vielfalt an Vorleseerlebnissen, die weit über den Schulalltag hinausgingen. In der Kreisbibliothek wurden den Siebtklässlern Auszüge aus Rita Falks "Steckerlfisch-Fiasko" vorgelesen, die durch den bayerischen Humor gut bei den Kindern ankamen.

Besonders nachdenklich gestaltete sich der Beitrag von Johanna Maier vom Altenclub Kumreut. In einer einfühlsamen Art sensibilisierte sie die Schülerinnen und Schüler für die historische Thematik des Kriegs, die leider in vielen Teilen der Welt wieder aktuell ist.

Der Fokus auf gesellschaftlich relevante Themen setzte sich fort, als Stellvertretender Landrat Franz Brunner aus dem Buch "Und damals war es Friedrich" vorlas und dabei das Thema Antisemitismus in den Mittelpunkt rückte. Die Schülerinnen und Schüler wurden ermutigt, über die Vergangenheit nachzudenken und sich für Toleranz und Vielfalt einzusetzen.

Die Begeisterung der Fünftklässler erreichte ihren Höhepunkt während der Lese-Tandems mit Schülerinnen und Schülern aus der 11. Klasse. In gemütlicher Atmosphäre lasen sich die Schüler abwechselnd vor und schufen so eine Verbindung zwischen den verschiedenen Jahrgängen.

Das Thema Inklusion wurde durch Christian Drexler mit seinem Team bestehend aus Herbert Breit, Daniel Reichhardt, Birgit Windorfer und Martina Wölfl aufgegriffen. Sie stellten Bücher in „einfacher Sprache“ vor, welche allen Menschen das Eintauchen in die Welt der Literatur ermöglichen, unabhängig von individuellen Herausforderungen.

Ein besonderes Highlight war auch der Besuch des Antolin-Erfinders Albert Hoffmann. Seine Liebe für Bücher und Vorlesen begeisterte auch die Schülerinnen und Schüler und zog sie in seinen Bann. Mit seinem Vorlese-Buch des erfolgreichen britischen Autors David Walliams „Die schlimmsten Eltern der Welt“ traf er absolut ins Schwarze und sorgte für einige Lacher und gute Laune bei den Kindern. Ein Heimspiel hatte Stadt- und Kreisrätin Renate Ruhland, die selbst viele Jahre lang als Lehrerin am Gymnasium Freyung unterrichtete. Ihr durften die 6. Klassen beim Vorlesen aus dem Buch „Das Austauschkind“ von Christine Nöstlinger – einem immer aktuellen Klassiker – lauschen.

Die erfahrene Lesepatin des Landkreises, Frau Irlesberger, trug ebenfalls zum Gelingen dieses Tages bei, indem sie lustige und spannende Kurzgeschichten aus dem Werk „Neulich in der Bibliothek“ zum Besten gab.

Die Buchhandlung Lang bereicherte den Vorlesetag mit einer umfangreichen Buchausstellung. Hier hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, nach Herzenslust zu stöbern und neue literarische Schätze zu entdecken. Die Auswahl reichte von zeitlosen Klassikern bis hin zu aktuellen Bestsellern, sodass für jeden Geschmack etwas dabei war.

Einen ganz besonderen Beitrag leisteten auch einige Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen, die an ihre ehemaligen Grundschulen zurückkehrten und dort den Kindern aus eigens ausgewählten Büchern vorlasen und somit selbst zu Botschaftern des Vorlesens wurden.

Insgesamt war der Bundesweite Vorlesetag, der 2004 als gemeinsame Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn Stiftung ins Leben gerufen wurde, am Gymnasium Freyung nicht nur eine literarische Reise, sondern auch ein starkes Zeichen für die Verbindung von Generationen, die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und die Förderung der Inklusion.

Miriam Haidl / Ulrike Philipp-Rauscher (2023)

Die Vorlesepaten und ihre Funktion

Johanna Maier: Vertreterin des Altenclubs Freyung

Franz Brunner: Stellvertretender Landrat

Anton Hoffmann: Erfinder des Leseprogramms „Antolin“

Renate Ruhland: Stadträtin

Christian Drexler: Wolfsteiner Werkstätten

und 2 Begleitpersonen

Ingeborg Irlesberger: Lesepatin des Landkreises

Damen der Kreisbibliothek Freyung

Vorleser intern:

Lesetandems mit Fünftklässlern

11a:

Sophia Wilhelm: Alabama Moon (Watt Key)

Emma Michl: Hotzenplotz, Bd. 3 (Otfried Preußler)

Julia Frauenauer: Wunder (Raquel J. Palacio)

Tabea Fisch: Hanni und Nanni schmieden neue Pläne (Enid Blyton)

Jakob Putz: Michel aus Lönneberga (Astrid Lindgren)

11b:

Hannah List: Winston – Ein Kater in geheimer Mission (Frauke Scheunemann)

Amalia Schreiner: Sommer im Zauberwald (Marianne Loibl)

Samuel Pinsker: Die der ??? Kids - Fußballgötter

Luisa Weber: Seeland. Per Anhalter zum Strudelschlund (Anna Ruhe)

Anna Hannig: Im Zeichen der Zauberkugel. Das Abenteuer beginnt (Stefan Gemmel)

Julia Nodes: Die Schule der magischen Tiere (Margit Auer)

Anstelle von Formeln im Matheunterricht, Fotosynthese in Biologie oder Tastschreiben in Informatik standen vergangenen Freitag die Abenteuer von Harry Potter, berührende Familiengeschichten und lustige Krimis auf dem Stundenplan der Unterstufe. Das Gymnasium Freyung beteiligte sich nämlich wieder am bundesweiten Vorlesetag, der 2004 als gemeinsame Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn Stiftung gegründet wurde. In der Begrüßungsrede erzählte Schulleiter Christian Zitzl, dass ihm selbst wenig vorgelesen wurde und er sich deshalb besonders über seine erste Pumuckl-Schallplatte gefreut hat und sich bis heute lebhaft an die Geschichten erinnern kann. Damit betonte er, wie wichtig und bereichernd das Vorlesen ist, weswegen die Teilnahme an diesem Vorlesefest einen festen Bestandteil des Freyunger Schullebens darstellt. Passend zum diesjährigen Motto des bundesweiten Vorlesetages „Gemeinsam einzigartig“ gestalteten Schülerinnen und Schülern unter der Leitung von Franz Häuslmeier und Carina Rendchen künstlerische Selbstporträts, die der Frage nachgehen: Was macht mich einzigartig? Die Ausstellung umrahmte die Buchmesse der Buchhandlung Lang, wo jeder nach Lust und Laune durch die neuesten Erscheinungen auf dem Büchermarkt stöbern und in den Werken schmökern konnte.

Das Herzstück des diesjährigen Vorlesetages bildeten natürlich wieder die Lesungen der Vorlesepaten und Vorlesepatinnen. Der Einladung der beiden Organisatorinnen Ulrike Philipp-Rauscher und Miriam Haidl sind viele engagierte Leserinnen und Leser gefolgt und haben die Klassen mit lustigen, spannenden, aber auch bewegenden Geschichten in ihren Bann gezogen. So las Herr Anton Dick von dem Verein Freyung hilft e.V. aus „Wenn ich dich umarme, hab keine Angst“ und brachte damit den Schülerinnen und Schülern das Leben eines autistischen Jungen und seines Vaters näher, die trotz der Erkrankung eine gemeinsame Motorradtour durch Amerika machen.

Frau Veronika Tumova von Euregio und Jakub Steinbach, Gastschüler aus Tschechien, überraschten die Schülerinnen am Ende ihrer Lesungen mit Übersetzungen ins Tschechische und weckten bei vielen gleich große Begeisterung für die Sprache des Nachbarlandes. So probierten sich einige gleich an der richtigen Aussprache der Textzitate aus.

Ein besonders wichtiges Thema stand bei Christian Drexler, Birgit Windorfer, Maria Fuhrmann und Marina Schäufl von den Wolfsteiner Werkstätten auf dem Programm. Sie lasen aus „Winterkartoffelknödel“, aber in einfacher Sprache. Mit viel Humor aber auch Einfühlungsvermögen erarbeiteten sie mit den Schülerinnen und Schülern, dass Bücher in einfacher Sprache Menschen helfen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben oder noch nicht so gut Deutsch sprechen. Für die Schüler*innen war sofort klar, dass dies eine ganz wichtige Sache ist und es bestimmt schon ganz viele solcher Bücher gäbe. Im Zuge von Inklusion und Barrierefreiheit hat sich zwar schon einiges diesbezüglich verbessert, aber leider ist die Bedeutung von „einfacher Sprache“ für viele Menschen noch nicht überall präsent. Daher hat Christian Drexler mit seinem Team einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für dieses Thema geleistet.

Frau Johanna Kössl, Stadträtin, fesselte die Kinder mit dem prämierten Buch „Irgendwo ist immer Süden“. Aber auch Buchklassiker waren vertreten, so las Frau Sabrina Fuchs von der Kreisbibliothek aus „Percy Jackson“. Die Schüler Felix Seitz und Moritz Scharringer (beide Q11) verzauberten mit einer Lesung aus „Harry Potter“. Jugendseelsorger Johannes Geier lies das Publikum entscheiden und las daher aus verschiedenen Werken vor – unter anderem aus einem Eberhofer-Krimi.

Unsere Schülerinnen und Schüler durften aber nicht nur zuhören, sondern gestalteten den bundesweiten Vorlesetag auch selbst aktiv mit, indem einige von ihnen den Tag an ihrer ehemaligen Grundschule verbrachten und den Kindern dort aus ihren Lieblingsbüchern vorlasen.

Am Ende des Tages konnte man auf den Gängen noch Diskussionen über das ein oder andere Buch hören und auch erste Wünsche, ein bestimmtes Buch als Lektüre zu lesen, wurden sofort an die Deutschlehrkräfte herangetragen. Es hat sich also gelohnt, einen Vormittag unter dem Zeichen des Vorlesens zu verbringen.

Miriam Haidl (2022)